Gottes Liebe

Gottes Liebe

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Darin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben sollen. Darin besteht die Liebe – nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsere Sünden.
(1. Johannes 4,9-10)

Auf einen letzten Kernpunkt des christlichen Glaubens kommt Martin Luther ganz zum Schluss seiner Thesen sprechen: Gottes Liebe. Es ist bemerkenswert, dass er dieses Thema nicht schon früher angesprochen hat. Heutzutage würde man das völlig anders halten. Als Erstes lässt man seine Gesprächspartner wissen oder schreibt es mit grossen Buchstaben auf eine Plakatwand: Gott liebt dich. Diese Zusage wirft einige Fragen auf. Wer ist dieser Gott? Warum liebt er gerade mich? Und woran kann ich erkennen, dass er mir wohlgesonnen ist?

In den 28 Thesen zur Heidelberger Disputation wird nicht überfallartig von Gottes Liebe gesprochen. Die Aussage bezieht sich auf das, was zuvor bereits ausgeführt wurde. Ohne die Ausführungen über Sünde und Tod, über Gesetz und Gnade, über Freiheit und Unfreiheit und über Herrlichkeit und Kreuz bliebe unverständlich, was Gottes Liebe einzigartig macht. Weil jede These am Voranstehenden anknüpft, ist die Liebe auch kein Anhang, der den Lesern helfen soll, die bittere Pille, die im Text zu schlucken war, besser verdauen zu können. Es ist vielmehr so, dass der Schlussgedanke die Hauptaussage der Thesen bekräftigt.

Luther bereitete sich auf ein Streitgespräch unter Theologen vor. Am Schluss seiner Thesen nahm er einen Einwand vorweg, der von seinen Gegnern bestimmt vorgebracht wird. Er lässt die Leser wissen, dass er bereits zum Schluss gekommen ist, dass Gottes Liebe weder dem Tod, noch dem Gesetz, noch der Unfreiheit, noch dem Kreuz widerspricht. Diese Einwände bewegen Menschen heutzutage noch, 500 Jahre nach der Auseinandersetzung in Heidelberg. Darum wollen wir zum Schluss der Reformationstage die menschliche Vorstellung von Gottes Liebe überdenken.

Menschliche Liebe

Luther entfaltet seine kurze Bemerkung zu Gottes Liebe auf natürliche Weise. Wir können über nichts reden oder nachdenken, was ausserhalb unseres Erfahrungsbereiches liegt. Um Unbekanntes zu erforschen, müssen wir bei Bekanntem anknüpfen. Darum beginnt jedes Nachdenken über Gottes Liebe bei der eigenen Zuneigung. Die Erwartungen an die Liebe werden auf viele Weisen beschrieben und besungen. Wenn wir sie sorgfältig bedenken, stellen wir fest, dass wir das, was wir uns wünschen, weder weitergeben noch von anderen erhalten. Offenbar bleibt die menschliche Liebe immer unvollständig. Das wird an fünf Punkten deutlich.

  1. Die Liebe von uns Menschen ist keine eigenständige Kraft. Sie muss an einem Gegenstand entfacht werden. Ein Mann sieht eine Frau, die ihm gefällt und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Die Begegnung mit ihr weckt erst seine Liebe. Ohne das Zusammentreffen hätte er die starke Zuneigung niemals erfahren können. Die Liebe, die wir empfinden, hat ihren Grund immer in einem Gegenüber. Josef Pieper, der deutsche christliche Philosoph, schrieb ein Buch über die Liebe. Er hielt fest, dass Liebe darin bestehe, ein Gegenüber gutzuheissen. Ein solches Urteil wäre ohne den Gegenstand, den man betrachten könnte, völlig undenkbar. Luther hält in der letzten These fest: «Die Liebe des Menschen entsteht nur an dem, was sie liebenswert findet.» Ohne ein Gegenüber gibt es keine Liebe.

  2. Die Liebe von uns Menschen ist keine objektive Kraft. Es scheint uns natürlich, dass die Liebe eine subjektive Angelegenheit ist. Die Entscheidung, ob ein Gegenüber gutgeheissen werden kann, liegt beim Individuum. Einem Verliebten scheint seine Zuneigung eine selbstverständliche Sache zu sein. Aber es kann vorkommen, dass Freunde die Gefühle, denen wir verfallen, nicht nachvollziehen können. Luther hält in der letzten These fest: «Die Liebe des Menschen entsteht nur an dem, was sie liebenswert findet.» Ob andere im Geliebten dasselbe sehen wie ich, spielt keine Rolle. Deshalb ist die Liebe so schwer zu fassen. Wir können sie nicht erklären und bezeichnen sie als unbeherrschbare Naturgewalt.

  3. Die Liebe von uns Menschen ist keine selbstlose Kraft. Diese Aussage mag uns besonders sauer aufstossen. Wir postulieren ja, dass wahre Liebe nicht auf sich bezogen sein darf. Damit geben wir dem Apostel Paulus recht, der in seinem Hohelied der Liebe festhielt, dass sie eben nicht das Ihre sucht (1. Korinther 13,5). Allerdings ist das, was ich gutheisse, immer auf mich bezogen. Wir gewinnen durch die Liebe etwas. Der geliebte Mensch oder eine Sache, der wir einen grossen Teil unserer Zeit widmen, bereichert unser Leben. Ohne das Gegenüber würde uns etwas fehlen. Luther hält in der letzten These fest: «Die Liebe des Menschen entsteht nur an dem, was sie liebenswert findet.» Anderes gesagt: Der Mensch liebt nur, was er wertschätzt. Es wird hier indirekt von einem Kaufhandel gesprochen. Die Mühe der Zuneigung ist letztlich nur wert, wenn das eigene Leben durch sie mindestens verschönert wird.

  4. Die Liebe von uns Menschen ist keine moralische Kraft. Die menschliche Liebe besteht gerade darin, dass das Geliebte mit allen seinen Auswirkungen uneingeschränkt gutgeheissen wird. Das führt dazu, dass etwas bejaht wird, was – abgesehen von der Zuneigung – eigentlich abgelehnt werden müsste. Andererseits kann das Gute, das vom Gegenüber verachtet wird, genauso negativ beurteilt werden. Die Loyalität zum Geliebten steht über Moral und Recht. Der Reformator schrieb: «Die Liebe des Menschen entsteht nur an dem, was sie liebenswert findet.» Weil die Liebe keine eigenständige Kraft ist, muss sie sich am Objekt, an dem sie entfacht wird unter allen Umständen festhalten. Sie wird so zum eigentlichen Massstab über Gut und Böse, der von nichts und niemanden infrage gestellt werden darf.

  5. Die Liebe von uns Menschen ist keine ewige Kraft. Wir wünschen uns zwar, dass unsere Liebe immer bestehen wird. Gerade diese Erwartung können wir weder erreichen noch bieten. Pieper hielt in seinen Ausführungen über die Liebe fest, dass der Liebende dem Geliebten uneingeschränktes Existenzrecht zuschreibe. Das wird deshalb gewährt, weil ein Leben ohne das Gegenüber unmöglich oder wenigstens sinnlos erscheint. Darum will man ohne den anderen nicht mehr leben. Selbst der Tod soll meine Zuneigung nicht beenden. Dieser Entschluss wird von all jenen Hinterbliebenen umgesetzt, die nicht von Verstorbenen und ihren Hinterlassenschaften Abschied nehmen wollen. Sie lassen alles unangetastet und leben mit ihren Gedanken jeden Tag mit den Geliebten. Auf diese Weise schreit ihre Liebe förmlich, den Tod überwinden zu wollen, obwohl sie an eine unüberwindliche Grenze stösst. Luther hielt fest: «Die Liebe des Menschen entsteht nur an dem, was sie liebenswert findet.» Weil sie in einer vergänglichen Welt entsteht, kann sie nicht bestehen bleiben. Sie hat ihre Zeit und wird vergehen.

Diese fünf Punkte sollen fürs Erste genügen, um uns ein Bild über die menschliche Liebe zu machen. Unsere Erwartungen an sie sind so hoch, dass sie unerreichbar wird. Ich will deutlich festhalten, dass diese Punkte keine Abwertung der menschlichen Liebe sind. Luther hat in seinen Thesen das Umfeld beschrieben, in dem wir Menschen lieben und Liebe erfahren. Weil wir unter der Herrschaft der Sünde leben, gibt es keine eigenständige, objektive, selbstlose, moralisch gute und ewige Liebe. Trotzdem wird unser Dasein völlig unerträglich, wenn wir den Wunsch aufgeben, wenigstens einen Bruchteil der Liebe zu erfahren und sie für ein Gegenüber auszuleben. Es zeichnet uns als Gottes Geschöpfe aus, dass wir Zuneigung suchen und uns daran freuen, sie jemandem zu zeigen. Zurecht sagen wir, dass wir ohne sie nicht leben können.

Gottes Liebe

In der beschriebenen Umgebung denken wir auch über Gottes Liebe nach. Darum schliessen wir, dass Gottes Zuneigung zu uns ihren Grund bei uns selbst, unserer Art oder unseren Leistungen haben muss. Wir meinen, dass sogar der Allmächtige der Naturgewalt der Liebe unterworfen ist. Wir nehmen an, dass die Zuneigung des Schöpfers ihm etwas einbringt, ohne das er nicht existieren will. Der Heilige nehme es womöglich mit den Geliebten nicht so genau, weil sein Wunsch nach Gemeinschaft mit ihnen grösser sei als jener nach Gerechtigkeit. Selbst wenn wir akzeptieren, dass Gott ewig ist, sind wir uns bewusst, dass wir nicht für immer auf dieser Erde leben und meinen, dass sich seine Liebe vor allem in unserem irdischen Dasein erweisen müsse.

Gott liebt allerdings in einer anderen Sphäre als wir Menschen. Er wird nicht von der Sünde beherrscht, sondern ist Herr über alles, was im Himmel und auf Erden ist. Deshalb unterscheidet sich seine Art zu lieben wesentlich von jener seiner Geschöpfe. Luther zeigt in seinen Thesen einen Gegensatz auf, wenn er schreibt: «Die Liebe Gottes findet nicht vor, sondern schafft sich, was sie liebt.» Deshalb ist die Liebe des Schöpfers vollkommen. Sie entspricht und übertrifft sogar das Ideal, das wir uns zurechtlegen, in allen Aspekten.

  1. Gottes Liebe ist eigenständig. Das heisst, dass sie nicht an einem Gegenüber entfacht werden muss. Sie ist schon immer da. Dieser Gedanke wird in der Bibel mit einer bekannten Aussage offenbart, wenn es heisst (1. Johannes 4,7): «Gott ist Liebe.» Das bedeutet, dass er die einzige Quelle der wahren Liebe ist. Deshalb braucht er keinen anderen Anstoss, um lieben zu können, als seinen eigenen Entschluss. Wo sich Gott entschliesst, etwas zu tun – also auch etwas zu lieben –, da spricht er und es steht da (Psalm 33,9). Wenn der Grund für Gottes Liebe bei ihm selbst liegt, wird jede Vorstellung absurd, die davon ausgeht, die Zuneigung des Schöpfers für sich gewinnen zu können. Gottes Entschluss zu lieben beschreibt der Apostel Paulus folgenderweise: (Epheser 1,3-4): «Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jedem geistlichen Segen, in den himmlischen Regionen in Christus, wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe.»

  2. Gottes Liebe ist objektiv. Wenn alle Liebe aus Gott kommt, dann ist sie für ihn nichts Ungewisses. Was er lieben will, wird tatsächlich liebenswert. Das kommt im Bund zum Ausdruck, den er mit den Menschen schliesst. Er nimmt sich vor, jemanden zu segnen oder ein Volk zu retten, damit es vor ihm lebt. Und genau so geschieht es. Für Gott ist seine Liebe kein Geheimnis. Für die Geliebten bedeutet das, dass die Liebe des Herrn verlässlich ist. Der treue und wahrhaftige Gott wird nicht hinter seinen Entschluss zurückgehen. Weil er auch der Allwissende ist, der den Grund meines Herzens erkennt, wird er niemals etwas an mir entdecken, was ihn seinen Entschluss bereuen lässt. Diese Entschlossenheit zur Liebe, die durch nichts und niemanden verhindert werden kann, kommt in den Worten zum Ausdruck, mit denen sich Gott Mose offenbart, indem er sagte (2. Mose 33,19): «Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und über wen ich mich erbarme, über den erbarme ich mich.»

  3. Gottes Liebe ist selbstlos. Weil alle Liebe von Gott kommt, kann ihm nichts von ihr fehlen. Es gibt keinen Ort, keine Sache und keine Person, wo der Schöpfer aller Dinge neue Liebe entdecken könnte. Darum ist es unmöglich, dass er seine Zuneigung deshalb zeigen würde, um sein Dasein zu verschönern. Wenn er liebt, geschieht das, wie wir bereits aus dem Epheserbrief gehört haben, zum Heil der Geliebten. Der Schöpfer ist frei von jeder Art von Selbstbezogenheit, weil er bereits in der Fülle lebt und jederzeit alle Freude, Liebe und jede Form von Herrlichkeit geniesst. Gott liebt tatsächlich so, wie wir es uns wünschen. Wir müssen hinter seiner Zuneigung kein verstecktes Motiv vermuten, sondern können ihm vertrauen, dass er sich um seine Geliebten kümmert. Seine Liebe ist wahrhaftig heilsam. Ihr Ziel ist es, dem Gegenüber zum Glück – ja, zur Seligkeit – zu verhelfen. Davon schrieb der Apostel Paulus ebenfalls in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus (Epheser 2,4-7): «Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht — aus Gnade seid ihr errettet! — und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen Regionen in Christus Jesus, damit er in den kommenden Weltzeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweise in Christus Jesus.»

  4. Gottes Liebe ist moralisch. Am Anfang der Bibel wird beschrieben, wie Gott Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin zu finden ist, aus dem Nichts geschaffen hat. Gott offenbart, dass er kein Grundmaterial nötig hat, um daraus ein hochwertiges Produkt zu erstellen. Das heisst, dass auch dort Liebe entstehen kann, wo es gar keine gibt. Selbst das härteste Herz des gottlosesten Sünders kann von ihm so umgestaltet werden, dass es sich dem Ewigen freudig zuwendet. Die Liebe, die Gott in die Herzen der Menschen giesst (Römer 5,5), wird nicht von der Ungerechtigkeit verdrängt, sondern wird diese überwinden. Nachdem Gott alles geschaffen hat, beurteilte er sein Werk mit den bekannten Worten (1. Mose 1,31): «Siehe, es war sehr gut.» Wenn Gott schafft, wird es gut. Das betrifft nicht nur die Funktion, sondern auch den moralischen Aspekt. Gott steht niemals im Dilemma zwischen Loyalität und Gerechtigkeit. Wo er liebt, da entsteht eine ganz neue Gerechtigkeit, die durchgehend gut ist. Diese Qualität liegt nicht in den Objekten der Liebe, sondern in Gott, der seine heilsame Liebe schenkt. Luther fasst in der Erklärung zur letzten Thesen diesen Gedanken mit dem prägnanten Satz zusammen: «Darum nämlich, weil sie geliebt werden, sind die Sünder schön, nicht aber werden sie geliebt, weil sie schön sind.»

  5. Gottes Liebe ist ewig. Weil Gott nicht der Sünde unterworfen ist, gibt es für ihn keinen Tod. Es ist nicht so, dass er nur in den Gedanken seiner Getreuen leben würde. Er ist der Ewige, der gestern, heute und eben auch in der Ewigkeit der Gleiche sein wird. Ihn zeichnet es gerade aus, dass er keiner Änderung unterworfen ist. Darum bleibt seine Liebe bestehen und überdauert sogar den Tod. Zwei Dinge können wir aus Gottes unendlicher Liebe schliessen. Zuerst wird ihre Kraft alles überwinden. Sie wird durch keine Schwierigkeit beendet. Auch nicht durch den Lauf der Zeit. Die Zuneigung des Ewigen wird nicht verblassen. Danach werden wir auf das Ziel der Liebe hingewiesen. Jede Art von Liebe wünscht sich ungetrennte Gemeinschaft. Die Liebe des Allmächtigen wird diesen Wunsch erreichen. Der Apostel Johannes schreibt davon in seinem Evangelium (Johannes 3,16): «Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat.» Die Geliebten werden ewig bei ihrem Erlöser leben und sich ungestört an ihm freuen.

Kurz gesagt, Gottes Liebe ist so, wie wir sie uns erträumen. Nach bitteren Enttäuschungen meinen wir, bloss hilflos einem falschen Ideal hinterhergeträumt zu haben. Weil sich die Zuneigung eines Menschen verflüchtigte und er sich von uns abwandte, halten wir das erstrebte Gefühl für unverlässlich. Weil wir erfahren, dass manche Mitmenschen sich mit uns nur deshalb abgeben, um selbst bereichert zu werden, fällt es uns schwer, uns auf jemanden vertrauensvoll einzulassen. Wer schon die zerstörerischen Auswirkungen von krankhafter Eifersucht erlebt hat, kann kaum mehr auf wahre Liebe hoffen. Gottes Wort offenbart, dass sie nicht bloss ein unerreichbares Ideal ist. Die Sehnsucht nach ihr führt uns vielmehr zu unserem Schöpfer.

Darin besteht die Liebe – nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsere Sünden.
(1. Johannes 4,10)

Schluss

Gottes Liebe widerspricht den Lehren nicht, die Martin Luther in den Thesen zur Heidelberger Disputation beschrieb. Dass Tod, Leid und Not existieren, widerspricht nicht der Lehre, dass Gott Liebe ist. Gottes Wort zeigt uns, dass seine Liebe sogar den Tod überwindet. Dass Gott den Menschen ein Gesetz gibt, nach dem er sie beurteilen und richten wird, widerspricht nicht seiner Liebe. In Liebe hat er die Strafe für die Ungerechtigkeit auf seinen Sohn gelegt, die wegen unserer Sünden uns treffen müsste. Es widerspricht nicht der Liebe, wenn offenbart wird, dass der Mensch nicht frei ist, sich seinem Schöpfer zuzuwenden. Es ist gerade Gottes Zuwendung, die uns dazu befreit, Gott zu lieben. Es ist nicht lieblos, wenn uns Glück und Herrlichkeit auf dieser Welt verweigert werden. Die Not ist notwendig, um den zu erkennen, der sein Kreuz auf sich nahm und starb, damit du leben kannst. Der Glaube an sein Werk führt uns zur Herrlichkeit in der Ewigkeit. So sehen wir, dass alle Gedanken, die Luther in den Thesen zusammenfasst, durch Gottes Liebe erfüllt werden. Sie ist kein Trostpflaster und kein Anhang, sondern das Zentrum jeder christlichen Lehre.

Gottes Liebe ist anders. Sie ist anders als unsere Art zu lieben. Gottes Liebe ist vollkommen, heilsam und unendlich. Er schafft, was du nicht erreichen kannst: Dich so zu lieben, dass du zu ihm gehören darfst. Er schafft, was dir nicht gelingt: Seine Liebe deckt deine Sünden zu. Er schafft, was du dir wünschst: Dass du in alle Ewigkeit geliebt wirst und seine Zuneigung von Herzen erwidern kannst.